KulturFenster Nr. 1/2025
BLASMUSIK: Bläserphilharmonie Claudio Monteverdi begeistert mit der 3. Symphonie von James Barnes.
Toblach (ste). Vor einigen Wochen hat die Bläserphilharmonie Claudio Monteverdi mit der 3. Symphonie von James Barnes („Die Tragische“) eines der wohl bedeutendsten Werke für Blasorchester aufgeführt. Das Publikum in Bozen und Toblach war begeistert von der Musik und von der Aufführung der Musikerinnen und Musiker sowie den drei Dirigenten Jakob Augschöll (1.+2. Satz), Daniel Niederegger (3. Satz) und Bernhard Müller 4. Satz).
Diese Barnes-Symphonie ist die „Bibel der Instrumentation für Blasorchester“, wie es Thomas Ludescher treffend formuliert. Daher ist sie auch Pflichtprogramm in seiner Dirigierklasse. In der transparenten Orchestrierung werden jede Stimme und jedes Register quasi solistisch geführt, was zu diesem einzigartigen Klangergebnis führt. Eine Herausforderung für das Orchester ebenso wie auch für die drei Dirigenten, die souverän die Takt- und Tempiwechsel leiten, den Solisten den notwendigen Raum geben, die langen Spannungs- und Phrasierungsbögen bis zu den klangvollen Tutti führen und die Musik emotional gestalten. Barnes hat die viersätzige Symphonie anlässlich des Todes seiner Tochter Natalie geschrieben: „Diese Symphonie ist das emotional aufreibendste Werk, das ich je komponiert habe.“ Das Werk spannt einen Bogen von der tiefsten Dunkelheit der Verzweiflung bis hin zur Helligkeit der Erfüllung und Freude, ganz nach dem Titel des Konzertes: „Darkness and Light“.
Die Frustration, Bitterkeit, Verzweiflung und Niedergeschlagenheit des Komponisten, sein Hadern mit dem Schicksal, aber auch die schönen Erinnerungen und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft – wohl auch durch die Geburt des Sohnes Billy nur wenige Tage nach dem Tod der Tochter – sind in der Musik spürbar. Das imposante Finale (vierter Satz) steht dementsprechend für die Wiedergeburt des Geistes und die Versöhnung. Das zweite Thema daraus basiert auf dem alten lutherischen Kinderlied „Ich bin Jesu Lämmlein“:
Wer ist so glücklich wie ich
Selbst jetzt das Lamm des Hirten?
Und wenn mein kurzes Leben zu Ende ist,
von seiner Engelschar begleitet,
wird er mich an seine Brust legen,
Dort in Seinen Armen ruhen.
Beim Zuhörer, der sich auf diese Musik einlässt, bleibt kein Auge trocken. Dass das Werk alleine auf dem Programm steht und das Konzert ohne Zugabe verklingt, ist die logische Konsequenz dieser emotionsgeladenen Musik. Sie benötigt keinen weiteren musikalischen Rahmen und jede Draufgabe hätte die Atmosphäre des Abends gestört. Danke an Thomas Ludescher, an die Musikerinnen und Musiker und an die Dirigenten für dieses unvergessliche Konzerterlebnis.